Pflegekinder

 

Insofern ist naheliegend, dass derart früh erworbene Entwicklungsstörungen mit korrigierenden Beziehungserfahrungen gegengesteuert werden kann und die Pflegefamilie in der Jugendhilfepraxis – bei jüngeren Kindern völlig unzweifelhaft – aus fachlichen Überlegungen einen festen Platz im Spektrum der Hilfen zur Erziehung hat. Auch wegen der relativ geringen Kosten – im Vergleich zur professionellen Heimerziehung – werden Pflegeeltern immer wieder hofiert.

Auf der Seite der Kinder ist festzuhalten, dass die Trennung von den Eltern ein schwerwiegender Schritt ist. Bevor ein Kind zum Pflegekind wird, hat es, bzw. seine Familie, meist eine Odyssee von erfolglosen Hilfen hinter sich gebracht und viele negative Erfahrungen machen müssen, die eine normale oder altersangemessene Entwicklung erschweren oder gar langfristig unmöglich machen. Hinzu kommt neuerdings eine weitere diese Prozesse begünstigende Fehlentwicklung, nämlich dass die Jugendhilfepraxis sich in den letzten Jahren immer später und zögerlicher für Fremderziehung (in Pflegefamilien) entscheidet oder Kontinuität nicht sichern kann und somit viele der bedürftigen Kinder einen denkbar schlechteren Start ins Leben bekommen (als sowieso schon) und sich dann meist viele Jahre mit der negativ erlebten Vergangenheit – die Normalentwicklung hemmend – beschäftigen müssen.       

Auch die Familienpflege selbst birgt – wenn die Vermittlung und Betreuung schlecht sind – nicht unerhebliche Risiken: Eine Schwachstelle ist die oft – trotz jugendamtlicher Unterstützung – fehlende fachlich adäquate Anleitung oder defizitäre Betreuung, die dann in unkontrollierte Abbrüche oder in vorzeitige Beendigungen mündet.

Dennoch: Insgesamt entwickeln sich – so zeigen es die allermeisten Studien – Pflegekinder besser als Heimkinder und sind im Erwachsenenalter auch besser in die Gesellschaft integriert. Sie bleiben aber eine Risikogruppe und nicht selten müssen Pflegefamilien lernen, mit Dissozialitätsstörungen angemessen umzugehen oder zu leben, bzw. diese hinzunehmen und dass eine völlige ‚Normalität‘ im Erwachsenenleben nicht bei allen Kindern erreicht werden kann oder dass Einschränkungen oder Behinderungen zurückbleiben.

Aus den konzeptionellen Überlegungen des TPP sind folgende für die Pflegeelternberatung besonders hervorzuheben:

 

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In den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts musste die Jugendhilfe aus der Kritik an der Heimerziehung und den Erkenntnissen aus der Bindungslehre und der Deprivationsforschung erkennen, dass Kinder, die von ihren Eltern aus Gründen der drohenden Verwahrlosung getrennt werden mussten, neben strukturgebender Alltagsgestaltung besonders auf emotional zuverlässige und dauerhaft zur Verfügung stehende Bindungspersonen angewiesen sind, die vorgehaltenen Strukturen der Ersatzerziehung (wenn Eltern ausgefallen waren) ihrerseits selbst Fehlentwicklungen begünstigten und Veränderungen im Jugendhilfesystem – besonders bei der Trennung junger Kinder von ihren Eltern – dringend vollzogen werden mussten. Der Begriff der Verwahrlosung ist in den Sozialwissenschaften und der Jugendhilfe – nach dem er immer wieder mehr oder weniger kritisch diskutiert wurde – weitestgehend verschwunden und mittlerweile endgültig verworfen worden. Das damit definierte Problem, die Entstehung von persistenter und generalisierter Dissozialität, ist jedoch geblieben.

Unstrittig und durch viele Studien immer wieder belegt ist, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen früher Mutterentbehrung, Vernachlässigung, erlebter Trauma oder Bezugspersonenwechsel in den ersten Lebensjahren und späterem Sozialversagen der betroffenen Kinder besteht.

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Christoph Malter
Dipl. Soz.-Arb./Soz.-Päd.

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