Aktivitäten

Meine beruflichen und ehrenamtlichen Engagements und Aktivitäten sind eng miteinander verwoben. Seit dem Jahr 1990 bin ich Pflegevater. Drei junge Erwachsene aus meiner Familie haben den Schritt in die Selbständigkeit vollzogen, drei weitere Kinder leben noch in meinem Haushalt.

Die Mitarbeit im Pflegekinderprojekt TPP der AGSP sowie die langjährige Zusammenarbeit mit dem Psychologen Prof. Dr. Kurt Eberhard und die Art und Weise, wie Pflegefamilien und -kinder dort Unterstützung bekamen, haben mich in meiner Arbeit mit Pflegeeltern und -kindern ebenso geprägt, wie die beständigen gemeinsamen Forschungen. Im Jahr 2000 ist der Gedanke zu einer Internetfachzeitschrift rund um die Belange von Pflegekindern entstanden. Eine große Ansammlung von Artikeln, Buchbesprechungen und Aufsätzen wurde online veröffentlicht und ist nach wie vor über das Archiv von FORUM im Volltext kostenlos abrufbar.

Von besonderer Bedeutung ist unser gewachsenes Engagement für Kinderschutz, das aus einer kollektiven Erfahrung heraus – von vielen Pflegeltern so an uns herangetragen – entstanden ist. Wir beobachteten, dass Pflegekinder in den allermeisten Fällen schwer missbrauchte, vernachlässigte oder durch Misshandlung traumatisierte Kinder sind, die immer wieder viel zu spät aus ihren Herkunftsfamilien genommen wurden. Erhebliches Leid und psychische oder körperliche Schädigungen sind die negativen Folgen, die leicht hätten vermieden werden können, wenn ihnen rechtzeitig geholfen und eingegriffen worden wäre. Erschüttert waren wir über die systematisch sich wiederholenden Fehlentscheidungen oder Abläufe: Da wurden bspw. schlimmste Kindesmisshandlungen in Jugendamts- oder Gerichtsakten gut dokumentiert, aber nicht abgestellt, weil Verantwortliche sich nicht zeitnah ausmachen ließen oder sogar weigerten, auch nur darüber nachzudenken, in Elternrechte eingreifen zu müssen, wenn anbietende Hilfen nicht funktionieren.

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Wertvolles, zu erhaltendes Wissen findet so weiterhin unkompliziert Einzug in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, die sich regelmäßig hier informieren oder mit meinen Kolleginnen und mir in Verbindung treten, um sich kollegial auszutauschen oder bspw. ein vertieftes Bild über das Pflegekinderwesen zu verschaffen, wenn Examensarbeiten verfasst werden sollen oder wenn theoretisches Wissen zu komplexen Fragen aus der Praxis der besonderen und intensiven Betrachtung und Erörterung bedarf. Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass Pflegeeltern und Pflegekinder zu wenig verstanden werden und fachliches oder juristisches Handeln viel zu oft zu fehlerhaften Entscheidungen führt, wenn das Wesentliche – die Interessen des Kindes – aus dem Blick verloren gehen. Die Hoffnung, mit Wissen einen Beitrag für Verbesserungen im Pflegekinderwesen leisten zu können, motiviert mich nach wie vor sachliche und fachliche Informationen für eine interessierte Öffentlichkeit weitgehend barrierefrei vorzuhalten.  

Durch meine publizierenden und redaktionellen Tätigkeiten in Fachzeitschriften (Mittendrin, FORUM, paten), Büchern und Broschüren, durch das Verfassen von eigenen Artikeln und  Rezensionen zu Fachbüchern sowie durch die Kontakte zu Autoren und Referenten bei Tagungen hatte ich das Glück, viele namhafte Experten persönlich kennen zu lernen und mein Wissen stetig erweitern zu dürfen und besonders auch auf Anwendbarkeit in der Praxis hinterfragen zu können, denn das – so wird es von Pflegeeltern immer wieder völlig zu Recht gefordert – muss das Ziel allen Wissenszuwachses oder von Wissenserhalt sein. Die von uns über den KiAP-Landesverband regelmäßig seit vielen Jahren organisierten Fortbildungsveranstaltungen und Seminare orientieren sich deshalb mit sorgfältig ausgewählten Referenten und Themen am jeweiligen Bedarf unserer Verbandsmitglieder und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Weil wir Missstände nicht untätig hinnehmen wollen und finden, dass Pflegeeltern und Pflegekindern dann mehr Gehör in der Öffentlichkeit verschafft werden muss, wenn jene erkannt, analysiert und (im Idealfall) behoben werden sollen, gab es in FORUM einen Nachrichten- und Diskussionsteil mit sozialpolitischen Beweggründen. Mehrfach konnte durch die Erzeugung von Öffentlichkeit im Internet und durch sozialpolitische Aktivitäten positiv Einfluss auf administrative Entscheidungen gewonnen werden. Beispielsweise konnten Verschlechterungen in Ausführungsvorschriften zu Pflegekindern abgewendet oder abgemildert werden, wenn Vorgesetzte, Bürgermeister oder Finanzausschüsse erkennen mussten, dass eine heimliche und kurzfristigen Sparinteressen folgende Jugendhilfepolitik gegen Pflegeeltern dauerhaft nicht gut möglich ist und dass die Verantwortlichen selbst – öffentlich kritisiert – in ihrer Kompetenz schnell geschwächt werden und unter Autoritätsverlust leiden, wenn sinnvolle Begründungen für die jeweiligen Entscheidungen ausbleiben. Die Stärkung von Pflegeeltern ermutigt und macht Hoffnung, dass diese sich erfolgreich(er) für die Interessen ihrer Kinder einsetzen können und vielleicht sogar Solidarität dafür erfahren.

Einer unserer frühen Artikel – Das Kindeswohl auf dem Altar des Elternrechts – löste im Jahr 2001 noch heftige Gegenreaktionen, bspw. des Kinderschutzbundes, aus und schien ein bis dahin gültiges Tabu zu brechen, das uns nicht nur in Fachzeitschriften und unter Kollegen begegnete, sondern auch in der Tagespresse. 

Kindesmisshandlungen gingen im Jahr 2000 noch weitgehend an der breiten Öffentlichkeit vorbei. Journalisten waren meist wenig interessiert und Fachkräfte verweigerten sich in vielen Fällen einer offenen – also nicht ideologisch oder voreingenommen geführten – vor allem aber einer öffentlich geführten Diskussion. Wir sammelten deshalb über viele Jahre bundesweit insgesamt etwa 400 Artikel aus der regionalen Tagespresse, stellten sie im Nachrichtenteil der AGSP ins Internet ein und kommentierten die Sachverhalte sowie die gegenüber der Presse getätigten Aussagen der Jugendämter, die meist sehr wirklichkeitsfremd und skurril daher kamen. Auch lancierten wir investigativ tätige Journalisten (s. Report) und beteiligten uns an Diskussionen im Fernsehen. Im Jahr 2005 konnten wir viele einschlägig anerkannte Experten dafür gewinnen, an einer der ersten Kinderschutzkonferenzen in Holzminden teilzunehmen und sich für Empfehlungen auszusprechen, die seinerzeit zwar noch sehr zurückhaltend und vorsichtig formuliert werden mussten, aber insgesamt sehr gut waren und einen ersten wichtigen Schritt zur Verbesserung des Kinderschutzes darstellten. Das auch öffentliche Engagement für mehr Kinderschutz ist heute – im Jahr 2015 – überall wieder viel weiter verbreitet, findet positiv Anerkennung und wird in der Bevölkerung wesentlich offener und interessiert diskutiert. Unser Nachrichtenarchiv mussten wir allerdings im Jahr 2013 abschalten, weil verschiedene Presseorgane ihre Rechte an den Artikeln monetär und aggressiv einforderten (s. KSP). Aber das ist in der Sache heute unbedeutend… Mittlerweile gibt es viele Verbesserungen im Kinderschutz durch veränderte Gesetzeslagen und vermehrt Weiterbildungen für Fachkräfte, wenngleich längst nicht alle Probleme damit gelöst sind.

Die Mitarbeit in Expertengremien (bspw. Strukturanalyse) und das Verfassen von allgemeinen Forderungen für Pflegefamilien, bzw. die Unterstützung (s. GJS) solcher ist weiterhin eine Aufgabe, die hoffen lässt, dass nicht nur das Verhindern von (fortgesetzter) Kindesmisshandlung oder Vernachlässigung besser gelingt, sondern wichtig ist auch, dass ein Augenmerk darauf gerichtet wird, wie betroffenen Kindern der Weg in die Gesellschaft geebnet werden und spätere Dissozialität verhindert oder gelindert werden kann. Aus bindungstheoretischen und entwicklungspsychologischen Überlegungen betrachte ich die Pflegefamilie als ein wichtiges,  erfolgversprechendes und ressourcenschonendes Modell, das wenig anfällig ist für schädliche, ideologische Irrungen und bei ausreichend kompetenter Beratung und Unterstützung durch gut ausgebildete Fachkräfte eine ausgesprochen hohe Kontinuität bieten kann.   

In Einzelfällen bin ich als Personensorgerechtspfleger für Kinder bestellt oder als gesetzlicher Betreuer für junge Erwachsene und bilde mich durch Erfahrungsaustausch in einem ortsnahen Betreuungsverein weiter, in dessen Vorstand ich auch gewählt wurde. Die gesetzliche Vertretung von Pflegekindern ist ein defizitärer Bereich (s. Zenz, Salgo), der unbedingt weiterentwickelt werden muss (s. Göttinger Schriften). Das Wissen darum fließt in meine Beratung für Pflegeeltern ein.

Kompetente Pflegeelternberatung ist mir ein weiteres Anliegen, auf das ich mich beruflich spezialisiert habe. Sie muss frei sein von entwicklungshinderlichen Grundeinstellungen und helfen, weil die Integration eines Kindes in eine neue Familie meist nicht unkompliziert verläuft. Regelmäßig wiederkehrende Dynamiken oder Musterläufigkeiten bei der Eingliederung des Kindes in die neue Familie müssen erkannt werden, genau so wie die meist vorher schon erlebten Trauma mit den daraus resultierenden Eigenarten und Besonderheiten, die der Akzeptanz und Toleranz bedürfen. Die noch zu entwickelnde Persönlichkeit des Kindes erfordert meist viele Konsequenzen im Alltag und bei der Gestaltung des Zusammenlebens, die über ein normales Familienleben hinausgehen (s. Pflegeelternberatung). Ziel meiner Beratung ist deshalb, schädigende Einflüsse, die von außen in Pflegefamilien hineinwirken, gering zu halten oder abzustellen und Pflegefamilien dabei zu helfen ebenso wie deren Kompetenzen im Umgang mit den Kindern zu stärken, damit vorzeitige Abbrüche vermieden werden können. Oft kann ich aufzeigen, welche vielfältigen Leistungsansprüche bestehen, wie diese erwirkt werden können oder ganz allgemein bei der Mobilisierung von Ressourcen helfen.     

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Christoph Malter
Dipl. Soz.-Arb./Soz.-Päd.

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Kontakt: malter@agsp.de
Telefon: 04646-990744