FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Diskussion / Jahrgang 2007

 

Babyklappe und anonyme Geburt:
Zu Sozialpolitische und psychologische Aspekte

 

 Trotz der langen Literaturliste sind die Argumente der Autorin [Regula Bott, Red.] teilweise nur oberflächlich recherchiert, bzw. wissenschaftlich schlecht begründet. So fehlen z.B. die einzigen wissenschaftlichen Untersuchungen über Frauen, die anonym entbunden haben, die die französische Psychiaterin Bonnet geschrieben hat.

Die Autorin beklagt zu Recht einen teilweisen Mangel an Interesse an der „Mutter in höchster Not“. Jedoch begeht Regula Bott in ihrem Artikel genau den gleichen Fehler. Neben der Nichterwähnung von Bonnet's Untersuchungen wird z.B. auch die Babyklappe und die anonyme Geburt in einem Atemzug abgehandelt, ohne auf die ganz wesentlichen Unterschiede für die schwangere Frau einzugehen.

Es ist schwer nachvollziehbar, einen Fachartikel zu dem Thema zu schreiben, ohne Untersuchungen über die primär Betroffenen zumindest zu erwähnen. Aber nicht nur, dass die Autoring Bott diese Untersuchungen bei der grundsätzlichen Diskussion über anonyme Geburt unerwähnt läßt. Sie beurteilt auch noch die Situation in Frankreich ohne Untersuchungen einzubeziehen, die genau dies analysiert haben.

Leider hat Regula Bott auch die Situation in Österreich mit keinem Wort erwähnt, wo im Jahr 2000 die anonyme Geburt eingeführt wurde. (Ich selbst habe die erste Frau, die in Österreich anonym entbunden hat betreut.)

Derartige inhaltliche Unterlassungen beeinträchtigt leider die Aussagekraft des Artikels und lassen vermuten, es gehe der Autorin primär darum eine vorbestehende Überzeugung wissenschaftlich einseitig in der Öffentlichkeit darzustellen. Den betroffenen Frauen ist damit nicht geholfen.

Leider sind die Bücher von Bonnet bisher noch nicht auf Deutsch erschienen. Dies ist bedauerlich, da damit wesentliche Aspekte in der deutschsprachigen Diskussion zur anonymen Geburt unerwähnt bleiben. Vielleicht könnte die AGSP diese Aspekte in Zukunft aufgreifen.

Einige deutschsprachige Informationen von Bonnet finden Sie auf der Homepage www.anonyme-geburt.at.

Letztendlich geht es bei der anonymen Geburt um die grundsätzliche Frage, wie unsere Gesellschaft mit Frauen umgeht, die ungewollt schwanger sind. Dies war schon immer ein schwieriges Thema, bei dem Bevormundung häufig die einzige gesellschaftlich akzeptierte Reaktion war.

Dr. Christian Fiala
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
 

 

 

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