FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Präsentation / Jahrgang 2007

 




Gerhild Drüe

ADHS kontovers

Betroffene Familien im Blickfeld
von Fachwelt und Öffentlichkeit

Kohlhammer, 2007
266S., 24,80 Euro
 


Eltern suchen oft jahrelang vergeblich Hilfe für ihr lernschwaches und verhaltensauffälliges Kind. Immer häufiger wird die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-
Hyperaktivitäts-Störung) gestellt und medikamentös behandelt. Kritiker warnen vor der medikamentösen Therapie und sehen die Ursachen für ADHS vorrangig in ungünstigen Umwelteinflüssen.

Vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen als Pädagogin und aus der Selbsthilfearbeit geht die Autorin den Gründen für diese oft tiefenpsychologisch motivierte Kritik nach. Sie stellt die Ursachen und Folgen der ADHS  in einen Zusammenhang mit der Diskussion um erzieherische, schulische und gesellschaftliche Probleme.

Mit zahlreichen authentischen Beispielen werden die großen Probleme ADHS-betroffener Familien dargestellt. Mediziner, Psychologen, Pädagogen, Soziologen und Juristen sowie Laien finden in diesem Buch wertvolle Informationen, die sie bisherige Annahmen vielleicht hinterfragen lassen.

Gerhild Drüe war Hauptschullehrerin und ist Mitglied im "ADHS-Forum Osnabrück". Sie berät in der Selbsthilfe Eltern von Kindern mit ADHS.
(Klappentext)

Geleitwort
Das mutige Buch von Frau Drüe setzt sich aus Elternsicht und aus der Erfahrung in der langjährigen Hilfearbeit mit dem gerade in jüngster Zeit eskalierenden Dilemma auseinander, dass zwar in der seriösen internationalen wissenschaftlichen Forschung immer besser belegbar wird, dass ADHS eben mehr ist als ein "deskriptives klinisches Konstrukt", eine "Modediagnose" o.Ä., die Akzeptanz des Störungsbildes jedoch vielerorts noch immer nicht gegeben ist.

"Kompetenznetzwerke" und "Qualitätszirkel" sind angedacht und werden von Fachleuten regional mit z. T. qualitativ sehr großen Unterschieden durchgeführt. Nach wie vor und leider derzeit sogar vermehrt müssen Eltern betroffener Kinder und Jugendlicher aber auch heute noch qualvolle ärztliche und psychotherapeutische diagnostisch-abschließende Gespräche, "runde Tische", "Hilfeplangespräche", "Beratungsstunden" sowie Unterredungen mit Lehrern aushaken. Mit "klinischen (Schnell-)Diagnosen", manchmal mit Einschätzung nur durch den "klinischen Blick", wissen "Fachleute" immer wieder, dass die markanten Symptome aus "unsicheren Bindungen", "frühen Traumatisierungen" und natürlich vor allem aus Erziehungsfehlern (gar "Vernachlässigung" durch elterliches Desinteresse) resultieren.

In der eigenen täglichen Praxiserfahrung im Umgang mit solchen Familien seit 25 Jahren und im Gespräch mit ärztlichen und psychotherapeutischen Kollegen/innen, die denselben Behandlungsschwerpunkt haben, muss immer wieder erschüttert festgestellt werden, welche Odysseen Betroffene mit ADHS auch heute noch durchlaufen müssen.

In den Selbsthilfegruppen wird die Besorgnis groß, dass zunehmend die Versicherungsgesellschaften (u.a. private Kranken-, Lebens-, aber auch Berufsunfähigkeitsversicherungen) ADHS als Ausschlusskriterium betrachten. Alarmierend wirkt jedoch vor allem, dass mancherorts Eltern von schwierigen Kindern von der Schule oder vom Jugendamt sofort eine vollstationäre Behandlung in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie empfohlen wird, wo dann nach Wochen oder Monaten die beste Fortsetzung in einer ebenfalls stationären Jugendhilfeeinrichtung als indiziert erscheint.

Durch ein Modernisierungsgesetz der Jugendhilfe wird der Zugang zu effektiven, wesentlich weniger belastenden und viel kostengünstigeren ambulanten Maßnahmen seit Sommer 2005 indes erschwert oder z. T. verhindert. Es ist kein unrealistisches Horrorszenario, das Gerhild Drüe in ihrem kritischen Werk engagiert darlegt, sondern schlicht Alltagsrealität: In noch viel zu vielen Beratungsstellen wird interpretiert, bewertet, aber zielführende Hilfestellung bleibt aus. Sozialarbeiter, Familienhelfer, aber auch viele Psychotherapeuten lassen ADHS  "außen vor" oder sind empört, dass erfahrene Diagnostiker oder Behandler nicht "eine andere Sichtweise" akzeptieren können.

Leider erfahren Kinder und Jugendliche mit ADHS nach wie vor nicht nur häufig regelrecht traumatisierende Bloßstellung und Bestrafung im Kindergarten, der Schule und im sozialen Umfeld, sondern auch Ausgrenzung mit dann oft nicht nur wenig nutzbringender, sondern z.T. auch schädlicher Fehlbehandlung.

Für die Offenlegung solcher Abläufe, das Benennen der Missstände erhält man ganz sicher nicht von allen breite Anerkennung - wie dies u. a. die Reaktionen auf Judith Harris hervorragend analysierendes und gut mit Datenmaterial belegtes Buch "Ist Erziehung sinnlos? Die Ohnmacht der Eltern" 2000 zeigten.

Dem Werk von Gerhild Drüe wünsche ich weite Verbreitung in der großen Hoffnung, dass vielleicht der eine oder andere "Skeptiker" nachdenklich wird, der eine oder andere Berater angeregt wird, mehr "zuzuhören", sich eingehender mit ADHS zu beschäftigen, und nicht zuletzt Eltern den Mut finden, auch bei Fachleuten kritisch zu hinterfragen und/oder sich bei z.T. überraschend schnellen Bewertungen oder gar "Schuldzuweisungen" abzugrenzen.

Cordula Neuhaus

 

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