FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Nachrichten / Jahrgang 2006

 

Aktueller Bericht zur gesundheitlichen und sozialen Lage von Kindern in Berlin vorgelegt

 

Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz teilt mit:

Die Gesundheit von Kindern ist eine wichtige Ressource, die es zu erhalten und zu schützen gilt. Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz widmet deshalb der gesundheitlichen und sozialen Lage von Kindern und Jugendlichen besondere Aufmerksamkeit.

Berlins Gesundheitssenatorin Dr. Heidi Knake-Werner hat nun den jüngsten Berliner Kindergesundheitsbericht der Öffentlichkeit vorgelegt. Damit erscheint zum dritten Mal nach 2001 und 2003 eine solche Schwerpunktpublikation auf der Basis der Einschulungsuntersuchungen. Der aktuell vorgelegte Bericht basiert auf Daten der Einschulungsuntersuchung des Jahres 2004. Er verwendet ein breites Spektrum sozialer Indikatoren und berücksichtigt insbesondere den Bildungs- und Beschäftigungsstatus der Eltern. Folglich bietet die Auswertung Ergebnisse, die über die bloße Gesundheitspolitik hinausreichen und auch für die Bildungs- und Integrationspolitik des Landes Berlin relevant sind.

Für den vorliegenden Bericht wurden über 21.000 Kinder berücksichtigt, die wegen Schulpflicht 2004 angemeldet wurden (folgend bezeichnet als Einschüler/innen), zu 47 % Mädchen und zu 53 % Jungen. 28 % der Einschüler/innen haben einen Migrationshintergrund, knapp die Hälfte (43 %) von ihnen besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Kinder befinden sich zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung 2004 mehrheitlich in einer guten gesundheitlichen Lage. Einschülerinnen und Einschüler stellen allerdings keine homogene Gruppe dar. Bis auf den Sonderfall des Bereiches Impfen sind die Kinder in der unteren sozialen Schicht stärker von gesundheitlichen Problemen bzw. Gesundheitsgefährdungen betroffen als die Kinder aus der mittleren bzw. oberen Schicht. Daher besteht hier - ungeachtet der Gesamtlage - ein zum Teil dringender Handlungsbedarf.

Trotz der bekannten Gefahren des Passivrauchens lebt insgesamt nahezu jedes zweite Kind im Einschulalter in Berlin in einem Raucherhaushalt (48%), Kinder aus der unteren sozialen Schicht sind dabei überproportional stärker betroffen: hier leben 67% der Kinder in einem Raucherhaushalt, bei Kindern aus der oberen sozialen Schicht sind es hingegen lediglich 26%.

Im Bereich Impfen zeigt sich, dass ungeachtet der insgesamt eher hohen Durchimpfungsraten in einigen Bevölkerungsgruppen massive Lücken bestehen. So sind von den Kindern deutscher Herkunft mit Wohnsitz in Berlin-West in der oberen Schicht 13,2% der Kinder nicht gegen Masern geimpft und damit weit von dem WHO-Ziel einer 95%igen Durchimpfungsrate entfernt.

Übergewicht wird bei 12 % der Kinder festgestellt, wobei 7 % als übergewichtig und 5 % als adipös eingestuft werden. Hiervon ist jedes fünfte Kind nichtdeutscher Herkunft, aber nur jedes zehnte Kind deutscher Herkunft betroffen.

Ein relevanter Unterschied zwischen Mädchen und Jungen zeigt sich bei den Untersuchungen zur Grobmotorik, Feinmotorik und visuomotorischen Koordination. Hier weisen zwischen 13 % und 24 % leichte, rund ein Drittel der Kinder hingegen deutliche Defizite auf. Dabei ist der Anteil der Jungen mit Defiziten z. T. doppelt so hoch wie der der Mädchen. Insgesamt ist für gut ein Drittel der Kinder davon auszugehen, dass sie aufgrund dessen Mühe haben werden, den schulischen Anforderungen gerecht zu werden und daher in vielen Fällen einer besonderen Förderung bedürfen.

Auch dieser Kindergesundheitsbericht macht deutlich, dass der aktuelle Gesundheitsstatus, das familiäre Gesundheitsverhalten und die Chancen für Gesundheit und soziale Teilhabe in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich verteilt sind.

Die räumlich differenzierten Datenanalysen in den Problemfeldern 'Rauchen der Eltern', 'Entwicklungsdefizite', 'mangelnde Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen', 'unvollständige Impfungen', 'nicht ausreichend versorgte Zähne', 'Übergewicht' und 'unzureichende deutsche Sprachkenntnisse der Kinder mit Migrationshintergrund' weisen deutlich darauf hin, dass alle Maßnahmen der Prävention und Intervention sozialräumlich und zielgruppenbezogen ausgerichtet sein müssen. So zeigt sich eine besondere Konzentration der betroffenen Gruppen in den sozialen Brennpunkten der Bezirke Wedding, Neukölln und Kreuzberg sowie in Teilen von Marzahn, Spandau, Hohenschönhausen und Hellersdorf.

Die angesprochenen Problemfelder stehen im Alltag nicht voneinander isoliert, sondern weisen zahlreiche Überschneidungen und Verknüpfungen auf. Diese betreffen vor allem die möglichen Zugangswege und Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Situation. Daher erscheint ein Vorgehen nach dem Settingansatz sinnvoll, der die gesundheitsrelevanten Lebensbereiche im Alltag der Kinder, also die Familie, den Sozialraum und die Kindertagesstätte, mit einbezieht. Die im Kapitel 8 des Berichts beschriebenen Konzepte und Programme, die von den Senatsverwaltungen für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz und Bildung, Jugend und Sport, sowie dem Integrationsbeauftragten des Landes Berlin vorwiegend in den letzten zwei Jahren entwickelt wurden, zielen mit ihren auf die Altersgruppe der Kinder bezogenen Aussagen vor allem auf Gesundheitsförderung und die Stärkung von Kompetenzen.

So wird z. B. mit der 2003 von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz ins Leben gerufenen Landesgesundheitskonferenz vor allem eine Bündelung von Expertise und Kompetenz angestrebt. Gesundheitsfördernde Ansätze in Berlin sollen koordiniert, zielgruppenbezogene und konkrete prioritäre Gesundheitsziele benannt und eine Qualitätssicherung der Maßnahmen durchgeführt werden.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist das Berliner Bildungsprogramm für Kitas der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, welches die Sprachförderung in den Mittelpunkt stellt, aber auch Konzepte für Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung enthält.

Das gemeinsame Netzwerk Kinderschutz stellt sich der Aufgabe, risikohafte Entwicklungen frühzeitiger zu erkennen und schneller zu handeln.

Auch das Integrationsprogramm des Berliner Senats enthält Projekte, die speziell Kinder im Vorschulalter als Zielgruppe im Fokus haben. So werden zum Beispiel in diesem Jahr im Rahmen eines Sonderprogrammes Projekte gefördert, die Eltern mit Migrationshintergrund in ihrer Erziehungskompetenz stärken.

Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner betont: "Auch der aktuelle Bericht zur gesundheitlichen und sozialen Lage von Kindern in Berlin macht deutlich, dass es durchaus Eingriffsmöglichkeiten zur Verbesserung ihrer Situation gibt. Wir haben vielfältige Angebote in den Kitas, in den Kiezen und für die Familien. Sie müssen aber die Förderbedürftigen auch erreichen. So bieten die genannten Settings echte Chancen für die Gesundheitsförderung und Prävention. Dabei erweist sich die sozialräumliche Betrachtung als hilfreich, um die Stadtquartiere auszumachen, in denen gezielte Gesundheitsförderung und sozialkompensatorische Interventionen besonders notwendig sind. Dem reformierten Öffentlichen Gesundheitsdienst kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Er soll da seine aufsuchende Hilfe anbieten, wo Menschen von der Regelversorgung des Gesundheitswesens nicht erreicht werden. Die künftigen Einschulungsuntersuchungen werden uns in die Lage versetzen, die Wirksamkeit der angeschobenen Initiativen und Maßnahmen im Sinne einer Ergebnis-Evaluation zu überprüfen."

Der Bericht "Zur gesundheitlichen und sozialen Lage von Kindern in Berlin" ist im Internet unter
www.berlin.de/sen/gsv/statistik/index.html abrufbar.

Rückfragen: Roswitha.Steinbrenner, Telefon: 9028-2743

Pressemitteilung vom 14.07.2006

 

 

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