FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Artikel / Jahrgang 2011 +

 

Offener Brief an den Berliner Tagesspiegel

 

Im Dezember 2008 starb Prof. Dr. Kurt Eberhard, Mitbegründer und Herausgeber dieser Internetseite, die er als Homepage der AGSP und mit FORUM als sozialpädagogische Fachzeitschrift verstand. Neben vielen Themen um Kinderschutz und Pflegekinder war insbesondere das Diskussionsforum und das Nachrichtenarchiv wegen seiner Fülle von kommentierten Artikeln um gestorbene oder zu Schaden gekommene Kinder deshalb einzigartig, weil der Öffentlichkeit systematisch vor Augen geführt wurde, dass Jugendämter immer wieder wegen fachlicher Unkenntnis und wegen Fehlverhaltens Kinder nicht vor Schaden bewahren konnten, ohne dass unqualifiziert auf die Berufsgruppe der Pädagogen oder die Institution Jugendamt eingedroschen wurde. Die Berichterstattung war angemessen kritisch, wenn man bedenkt dass Kinder existenziell auf helfende Jugendbehörden angewiesen sind und konstruktiv die Praxis anleitend, denn seit einigen Jahren bekommen die Kinder auch ohne unser Zutun hier vermehrt Aufmerksamkeit.

Auch die Journalisten des Berliner Tagesspiegel hatten unsere Fachkenntnis erkannt und für ihre eigene Berichterstattung genutzt. Immer wieder gerne hatten wir diese ehrenamtlich und kostenlos beraten oder mit Kommentaren deren Artikel bereichert. Im Gegenzug wurde uns – meist fernmündlich – gestattet, deren Artikel auf unserer Internetseite zu reproduzieren. Vermutlich wäre dies sogar im Rahmen einer Presseschau ohne explizite Zustimmung des Tagesspiegel erlaubt. Aber genau darüber begann neuerdings neben immer wieder öffentlich geächteten „Internetabmahnern“ sogar der Berliner Tagesspiegel einen Rechtsstreit mit uns zu initiieren, dem wir mit der Löschung unseres Nachrichtenarchivs die Grundlage genommen haben.

Zuletzt war man im Hause des Tagesspiegel nicht einmal mehr bereit auf größere Pietät- und Geschmacklosigkeiten zu verzichten. Der Tagesspiegel zwingt uns

  1. aus dem Fachaufsatz von Prof. Dr. jur. Ludwig Salgo „Häusliche Gewalt und Umgang“ ein Zitat, das als solches ordentlich gekennzeichnet und mit Quellenangabe versehen war, zu entfernen, bzw. Nutzungsgebühren an den Urheberrechteinhaber Tagesspiegel zu zahlen;
     
  2. außerdem den Artikel von Falko Henning „Kurt Eberhard (geb. 1938) Wie erschießt man Walter Ulbricht?“ (erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 30.01.2009) zu entfernen, bzw. Nutzungsgebühren an den Urheberrechteinhaber Tagesspiegel zu zahlen.

In ersterem sehen wir eine Behinderung der freien Wissenschaft und der Bildung, die auch ärmeren Bürgern uneingeschränkt zugänglich sein sollte. Bei dem Artikel von Falko Henning handelte es sich um einen Nachruf, kurz nach dem Tod von Prof. Dr. Kurt Eberhard. Falko Henning schreibt über die Jugend Eberhards in der Nachkriegszeit, die gemeinsamen Mordpläne an Walter Ulbricht des Komikers und Kabarettisten Dieter Hallervorden mit Kurt Eberhard sowie über sein Wirken für Kinder und Patienten. Dass wir gezwungen wurden, diesen Artikel zu löschen, ist nicht nur geschmack-, sondern auch pietätlos.

Christoph Malter und Birgit Nabert

 

 

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